Plastische Systeme
          Doppelhof & Idylle

 







 

Die Rheinpfalz    FEUILLETON   Donnerstag, 29.Juni 1989
Bild: Plastisches System "Doppelhof"

Freiheit dem Betrachter !

Plastiken von Dieter Lahme in der Mannheimer Kunsthalle (Auszug)

... Glücklicherweise gehört Lahme zu den Künstlern, die nicht vorgeben, die Mittel der Bildhauerei  als erste erfunden zu haben. Ganz offen bedient er sich vorgegebenen Elementen. Wie er aber damit umgeht, mit beträchtlichem Witz und einer guten Portion echt dadaistischer Gesinnung, diese ganz anstrengungsfrei vorgetragene Wendigkeit bricht möglichen mäkelnden Vergleichen jede Spritze.
Gleich frei geht Lahme mit seinen Materialien um, unterscheidet nicht zwischen Holz, Stein, Bronze (in der Mannheimer Kunsthalle zu falsch vornehm tuender "Bronce" mutiert, wie das, und an diesem Ort !) und dem federleichten, beschichteten Schaumstoff; aus dem er seine leicht beweglichen Riesenobjekte schneidert, zur höheren Ehre ihrer möglichst umstandslosen Veränderbarkeit. Und auch dieser sehr schroffe Gegensatz teilt sich als lebendige Spannung mit.
Irgendetwas Freundliches steckt in Lahmes Arbeiten immer drin. Nicht nur, weil er dem Betrachter/Veränderer jede Freiheit lässt, sondern auch deshalb, weil Lahme zwar kühl denkt, aber kein eisenhart kalkulierender Konstrukteur ist. Er hat seine Plastischen Systeme mit allen ihren einzelnen Teilen und wie die zusammen passen könnten eben im Gefühl, und das genügt zur Kontrolle allemal. Bei Lahme, meint man, ist das Schwierige etwas einfaches. Immer dann, wenn es gelingt, einerseits die geometrisierende Formsprache zu beseelen, andererseits das Organische durch das Konstruktive im Zaum zu halten: dann ist auch die Plastik gelungen.

 Sigrid Feeser